6.2 6.2 Arbeitsplatz und Beleuchtung
Bevor das Werkzeug Farbmanagement überhaupt wirksam werden kann, muss man sich der Tatsache bewusst werden, dass das Auge in seiner Farbwahrnehmung von drei Faktoren beeinflusst wird, die nichts mit dem Computer oder seiner Peripherie zu tun haben: der Beleuchtung des Arbeitsplatzes, der dort vorhandenen Gesamthelligkeit und den Umgebungsfarben. Um diese Faktoren plakativ zu beschreiben: Ein Grafiker, der in einem abgedunkelten Raum mit konstantem Kunstlicht vor einem Monitor sitzt, dessen Oberfläche nichts Helles oder Buntes hinter seinem Rücken reflektiert und auf den auch kein direktes Licht scheint, wird völlig andere Ergebnisse bekommen als sein Kollege, der tagsüber direkt am Fenster sitzt und dessen Schreibtischlampe abends seinen Platz und den Bildschirm beleuchtet. Hat dieser z. B. auch noch ein leuchtend buntes T-Shirt an, das sich im Monitor spiegelt, verschärft das den Unterschied weiter. Bevor man hier nicht konstante und verlässliche Verhältnisse schafft, hat Color Managment wenig Sinn. Unser Auge passt sich der Umgebung grundsätzlich immer an. Unsere Beurteilung der Farbe einer Bilddatei wird also immer maßgeblich von den Umgebungsbedingungen mitbestimmt. Das kann man nicht deutlich genug sagen.
Wie schaut also ein idealer Arbeitsplatz aus, den der Photoshop-User haben sollte, wenn er wirklich farbverbindlich arbeiten will? Das lässt sich kurz in einigen Punkten zusammenfassen:
- Für die Beleuchtung von professionellen Grafik-Arbeitsplätzen gibt es Normen (ISO 3664), die die Betrachtungsbedingungen betreffen. Sie erstrecken sich auf die Lichtfarbe und die Helligkeit der Umgebungsbeleuchtung: Die Farbtemperatur sollte 5000° K (Kelvin) betragen. Es ist allerdings auch das Farbspektrum wichtig, also die Verteilung der Farben, die im Gesamteindruck Weiß ergeben. Normlicht mit 5000° und gleichmäßiger Farbverteilung im Spektrum wird auch als D50 bezeichnet und ist z. B. in Druckereien für die Abmusterung vorgeschrieben. Die Umgebungshelligkeit sollte im Bereich von 32 bis 64 Lux liegen. Das ist sehr viel weniger als normales Bürolicht! Aber nur dann ist die typische Lichtabstrahlung des Monitors im Vergleich zur Umgebung weder zu hell noch zu dunkel. Messgeräte für professionelles Farbmanagement verfügen über einen Modus für Umgebungslichtmessung sowohl für die Farbtemperatur als auch für die Helligkeit. Behelfsmäßig kann man aber auch ein simples Blatt Papier nehmen. Es sollte kein großer Helligkeitsunterscheid zwischen dem Papier und einer weißen Fläche am Monitor bestehen.
TIPP |
Eine Arbeitsplatzbeleuchtung, die D50 entspricht, garantieren z. B. professionelle Leuchtstoffröhren von Just Normlicht (http://www.just-normlicht.de). Für eine 120-cm-Röhre (36 Watt) muss man mit etwa 25 Euro rechnen. Das ergibt allerdings schon viel Licht, wenn diese Beleuchtung eher nahe am Monitor ist. Zum Vergleich: Zwei kleine Schreibtischlampen mit je einer 11-Watt-Tageslicht-Leuchtstoffröhre rechts und links des Monitors ergeben bereits fast 70 Lux. Diese Tageslichtröhren sind übrigens eine halbwegs brauchbare Alternative zu Normröhren. Sie liegen nicht so präzise bei D50 (meist 4900 bis 5100° K), sind dafür aber billig und in jedem besseren Elektroladen zu haben. Beispiele sind Osram Lumilux de Luxe oder Philips TLD de Luxe. Beide müssen nach der Wattzahl mit »950« gekennzeichnet sein, was für 5000° K steht. |
- Der Arbeitsplatz sollte nicht am Fenster liegen. Die Farbtemperatur des Tageslichts schwankt extrem von Werten um 3000° K bei gelb-roter Morgen- oder Abendsonne bis hin zu 9000° K bei strahlend blauem Himmel nahe bei nordseitigen Fenstern. D50 entspricht im Vergleich dazu in etwa gleichmäßig bedecktem Himmel.
Abbildung 6.7 Monitor mit Blendschutz
- Der Monitor darf kein Streulicht abbekommen. Man sollte das Arbeitsplatzlicht entsprechend abblenden oder dem Monitor einen Blendschutz (Hutze) gönnen. Bei Profi-Monitoren wird so etwas mitgeliefert. Selbstbau ist aber auch nicht schwer.
- Hinter dem Rücken des Grafikers sollte keine große Helligkeit herrschen, die sich im Monitor spiegelt. Auch starkfarbige Gegenstände stören. Die Glasflächen der Röhrenmonitore sind trotz Entspiegelung hiervon stärker betroffen als die meist matten Flachbildschirme. Störende Farbe kann natürlich auch von der Kleidung des Grafikers ausgehen oder von Gegenständen auf der Tischfläche des Arbeitsplatzes!
- Auf dem Monitor sollte kein Schreibtischhintergrund zu sehen sein: weder Südseestrand noch Blumenwiese, sondern einfach nur 50 % Grau. Einzige Alternative dazu: der ECI-Monitortest-Schreibtischhintergrund, mit dem sich nebenbei auch permanent wichtige Parameter des Bildschirms im Auge behalten lassen.
Klingt nicht sehr gemütlich, aber ideal wäre letztlich ein komplett mittelgrau gewandeter User mit einem grauen Schreibtisch in einem grauen Raum mit Normlicht. Das ist vielleicht das eine Extrem, aber der eine oder andere Leser wird möglicherweise feststellen müssen, dass sein Arbeitsplatz eher dem Gegenteil nahe kommt. Die Erfahrung zeigt, dass manchmal gerade der Traumarbeitsplatz im schicken Designerloft mit Riesenfenstern und ähnliche als besonders angenehm empfundene Arbeitsplätze unter diesen Gesichtspunkten schlicht unbrauchbar sind.
Abbildung 6.8 ECI-Monitortest-Hintergrund
ECI-Monitortest Sie finden den ECI-Monitortest-Hintergrund für Mac und Windows in den wichtigsten Bildschirmgrößen auf der Buch-DVD unter Software/Farbe. Eine Anleitung dazu liegt als PDF bei. |
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